Schon als Kind habe ich es geliebt, ins Kino zu gehen. Erst recht als Teenie, da war es schließlich dunkel, der aktuellste Flirtpartner oder Freund saß neben mir, die ersten Annäherungsversuche fanden dort statt, es durfte ungehemmt und unbeoachtet Händchen gehalten werden, später wurde auch ein ganzer Film hemmungslos ver-knutscht. Die Zeiten waren hart, meine Eltern streng und ich durfte nichts mit Jungen zu tun haben. Aber ins Kino durfte ich immer. Offensichtlich war das eine Folge der kulturellen Befreiung meiner Eltern, denn in der damaligen CSSR waren Kinos zwar nicht rar, aber die Filme nicht sehenswert. Ein schönes Highlight meiner Jugendzeit war übrigens ein Kinobesuch gemeinsam mit meinen Eltern: 1975, als „Einer flog über das Kuckucksnest“ herauskam. Einen Film vom Landsmann Milos Forman durfte man sich nicht entgehen lassen. Ich war damals 15 und soweit ich weiß, hätte ich eigentlich nicht mit ins Kino gehen dürfen. Just zu dieser Zeit aber hielt sich meine englische Brieffreundin Julie in Dortmund auf und da sie ein Jahr älter war und sowieso älter aussah (sorry, Julie!) durften wir beide rein ins Kino. (Der Film selbst ist hier nicht das Thema, er war und ist heute noch genial). Es gab damals so viele Kinos in Dortmund, in fast allen Vororten und die in der Innenstadt hatten noch richtige Podien und echte schwere Vorhänge. Das hat sich natürlich geändert und als vor Jahren (vor wie vielen eigentlich?) das Cinestar aufmachte, fing das Kinosterben an. In den Vororten sowieso. Genau darum sei hier an dieser Stelle die Lobeshymne an die drei Programmkinos gesungen: die Schauburg (von einem einstigen schmuddeligen Pornokino in ein echtes Schmuckstück umgebaut), das Roxy und die Camera. Das Roxy war eine zeitlang mein zweites Zuhause und das türkische Lokal daneben sowieso. Das türkische Lokal gibt es leider auch nicht mehr, aber die Kinos sehr wohl, Dank der Bürgerinitiativen der Dortmunder Bürger, speziell aus der Nordstadt und aus dem Kreuzviertel, Dank der gleichbleibenden Besucherzahlen. Heute Abend gehe ich mit meiner Freundin ins Kino, wir werden uns den Film „Slumdog Millionnaire“ ansehen und obwohl dieser Film (Oscar sei Dank) auch im Cinestar läuft, werden wir einen großen Bogen darum machen und zur Camera fahren.
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Going to the cinema has always been my passion, even as a kid and especially as a teen. After all, it was dark and the current flirt date or boyfriend sat next to me while the first approaches were made. Hands were held passionately and unobserved, later most of the film went by unseen due to heavy snogging. Times were hard, my parents were strict and I was not allowed to hang out with boys. But I was always allowed to go to the cinema. Obviously, this had something to do with my parents' cultural liberation because although cinemas were not rare in the former CSSR, the films were not worth seeing. An unforgotten highlight of my youth was a visit to the cinema together with my parents in 1975, when „One Flew Over the Cuckoo's Nest“ came out. A film by compatriot Milos Forman was not to be missed. I was only 15 at that time and as far as I remember not allowed to see this film but my English penfriend Julie was staying with us in Dortmund and as she was one year older and even looked older than that (sorry, Julie!) we were admitted. (The film itself is not today's topic, it was and it is a brilliant film). There were so many cinemas in Dortmund, in most of the suburbs and the ones in the town centre had real stages and big heavy curtains. Of course this has changed and when the Cinestar opened in Dortmund (how many years ago exactly?) the big cinema dying followed, in any case in the suburbs. That's precisely why I'd like to sing a hymn of praise on the three independent cinemas of Dortmund: the Schauburg (rebuilt from a former grubby porn cinema to a real jewel), the Roxy and the Camera. The Roxy had been my second home for a while and the Turkish restaurant next to it anyway. The Turkish restaurant does no longer exist but very so the cinemas, thanks to the citizen's action groups of the Dortmund citizens, especially from the Northern part of Dortmund and the so-called Kreuzviertel, and thanks to the continuous numbers of visitors. Tonight, I'm going to see the film „Slumdog Millionnaire“ with my friend and even though it plays in the Cinestar (thanks to Oscar) we will avoid that place and go to the Camera.
Excellent nostalgic post. I enjoyed Slumdog immensely, I've also fallen for the soundtrack!
AntwortenLöschenDas kann ich nur unterschreiben. Wir haben hier in Essen ja die Lichtburg und wenn es eben geht, ziehe ich diese den großen Kinopalästen vor. Würde mich freuen, wenn Du berichten würdest, wie der Film Dir gefallen hat. Ich gehe auch sehr gern ins Kino und habe daheim noch einen Gutschein liegen. Leider habe ich den letzten Film, der mich interessiert hätte verpasst, er lief nur ganz kurz im Kino, Glaubensfrage hieß er mit Merryl Streep (wie schreibt die sich nur ??) Hast du den gesehen?
AntwortenLöschenBellaphon: not tooooo nostalgic, I hope? I loved SM and am going to see it again with my daughter & mum. Will get the soundtrack from the UK soon.
AntwortenLöschenMumaus: Glaubensfrage habe ich nicht gesehen, aber Merryl Streep ist eine großartige Schauspielerin. Slumdog war brilliant, Bericht folgt.